Das Thema Nachhaltigkeit kennt weder Landes- noch Disziplingrenzen. Konsequenterweise setzte sich der dritte Hochschultag Nachhaltigkeit interdisziplinär, international und hochschulartenübergreifend mit „Good Ideas for a Good Life“ auseinander.

Im Zentrum des diesjährigen Hochschultags stand die internationale Studentische Konferenz Nachhaltigkeit, die den Blick auf die Herausforderungen der nachhaltigen Entwicklung aus ganz unterschiedlichen Perspektiven ermöglichte. Studierende der Universität Konstanz, der Pädagogischen Hochschule Thurgau, der Hochschule Neu-Ulm, des Studienkollegs an der HTWG und aus allen Fakultäten der HTWG haben ihre Arbeiten vorgestellt, die sie als Bachelor- oder Master-Thesis oder im Rahmen eines Praxissemesters erstellt hatten.

Milena Kühn von der Pädagogischen Hochschule Thurgau zum Beispiel beleuchtete aus der Sicht einer Pädagogin die Förderung eines „grünen Gewissens“ vor dem Hintergrund, dass sich Moral nicht beibringen lässt. Deshalb sollten Lehrerinnen und Lehrer Situationen schaffen, in denen Schülerinnen und Schüler über das eigene Erleben Verständnis für die Notwendigkeit eines nachhaltigen Lebensstils entwickeln könnten. Niklas Scholliers, HTWG-Student im Studiengang Umwelttechnik und Ressourcenmanagement, stellt die ersten Schritte seiner Bachelorarbeit vor, in der er anhand des Greenhouse Gas Protocols eine CO2-Bilanz der Fakultät Bauingenieurwesen erstellen will.

Die international ausgerichtete Themenbreite reichte von der Zukunft der Energierversorgung in Indonesien über Recycling von Elektroschrott in Vietnam bis zum Aufbau einer Hühnerfarm in Kenia, die technische Bandbreite von der Inbetriebnahme und Betriebsführung eines Teststands für Sonnenkollektoren über die Modellierung eines kommunalen Energiesystems bis zur Nachhaltigkeitszertifizierung bei Bestandsgebäuden.

Diese Vielfalt der Themen ist für Prof. Dr. Oliver Haase, Vizepräsident Forschung der HTWG, der Beweis, dass das Thema Nachhaltigkeit ein echtes Querschnittsthema ist. Es wirke – zum Beispiel in der Entwicklung energieeffizienter Technologien – stark innovationstreibend und werde nicht nur thematisch an allen Fakultäten der Hochschule bearbeitet, sondern betreffe darüber hinaus, „alle Handlungsfelder der Hochschule“. Prof. Dr. Maike Sippel, Senatsbeauftragte für nachhaltige Entwicklung, stellte die Verantwortung der Hochschule als Ort der Aus- und Weiterbildung heraus. Sie könne die Grundsteine legen, um die Leitidee der nachhaltigen Entwicklung, „Genug, für alle, immer“, weiterzutragen und für ihre Realisierung zu arbeiten.

Umrahmt wurde die studentischen Konferenz von praktischem Engagement in Sachen Nachhaltigkeit: Bastler und Tüftler hatten Hochschulangehörige dazu eingeladen, defekte Geräte ins Repair-Café zu bringen. Hier brauchten sie Haushaltsgeräte wie Laptops und Handys wieder zum Laufen. Der AStA der HTWG und der Universität Konstanz hatten daneben zum Kleidertausch vor der Mensa eingeladen.

Zum Abschluss des Tages sprach der renommierte Klimaforscher Stafan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung zum Thema „Nach Paris – bekommen wir die Klima-Krise noch in den Griff?“ Trotz bereits unaufhaltbarer dramatischer Entwicklungen wie dem Abschmelzen des Arktis-Eises blickte er zuversichtlich in die Zukunft, da der Klimawandel keine von höherer Gewalt gesteuerte Entwicklung ist: „Die gute Nachricht ist: Wir sind die Verursacher, dann können wir auch etwas tun.“

Die Einigung der Pariser Klimakonferenz, die globale Erwärmung auf unter 2 Grad Celsius zu begrenzen, stellte er als „großen Sieg der Wissenschaft, Aufklärung und Diplomatie“ dar, schließlich seien alle Staaten bereit, mitzuziehen, um den Weltklimavertrag zu erfüllen. Nun gelte es, die Regierungen immer wieder an ihren Beschluss zu erinnern, auch wenn Lobbygruppen intervenieren.