Mensch und Natur – quer denken
Universitäts.club|Wissenschaftsverein Kärnten in Kooperation mit dem Club of Rome, Naturwissenschaftlichen Verein für Kärnten, Initiativschwerpunkt „Nachhaltigkeit“ der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, Kärntner Wirtschaftsförderungsfonds KWF, der Katholischen Hochschulgemeinde KHG, ÖH Klagenfurt/Celovec, Kelag, sowie den Hochschultagen Ökosoziale Marktwirtschaft & Nachhaltigkeit der Universität Ulm.
Dienstag, 4. Juli 2017
Alpen-Adria-Universität Klagenfurt
16.00 – 20.00 Uhr, Stiftungsgebäude
Stiftungssaal der Kärntner Sparkasse
16.00 Uhr Begrüßung und Eröffnung durch Horst Peter Groß, Präsident des Universitäts.club|Wissenschaftsverein Kärnten
16.15 Uhr: Nachhaltigkeit im Anthropozän
Menschen immer weiterreichend in Zeit und Raum. Die Gestaltung der Erde durch den Menschen wird immer umfassender. Der Nobelpreisträger Prof. Dr. Paul Crutzen hat vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen überzeugend gefolgert, dass damit das aktuelle Erdzeitalter Holozän abgelöst wird von einem Menschheitszeitalter, dem Anthropozän. Auf Wissenschaftler und Ingenieure, so argumentiert er, kommen daher die Aufgabe zu, die jeweiligen unbeabsichtigten oder bisher unbekannten Konsequenzen vorangegangener wissenschaftlicher Eingriffe in Natur und Leben zu korrigieren durch weiterreichende technologische Maßnahmen. Dieses „Geo Engineering“ exemplifiziert Crutzen insbesondere am „Climate Engineering“. Im Anthropozän erhält Nachhaltigkeit offenbar eine gänzlich neue Dimension. Time Magazine formulierte bereits vor drei Jahren: „Nature is over“. Diesen Herausforderungen muss Wissenschaft in einer Zeit gerecht werden, in der die Gesellschaft unter dem Diktat der Kurzfristigkeit ein immer größeres Spannungsverhältnis zur Wissenschaft erlebt
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Klaus Töpfer, geboren am 29.07.1938 in Waldenburg/Schlesien. Professor Dr. Klaus Töpfer war Exekutivdirektor des Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS) in Potsdam sowie ehemaliger Exekutivdirektor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) in Nairobi. Er absolvierte ein Studium der Volkswirtschaftslehre und promovierte in Münster. Er war Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit und Bundesminister für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau sowie Mitglied des Deutschen Bundestages. Prof. Töpfer erhielt zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen, wie beispielsweise das große Bundesverdienstkreuz, den Deutschen Umweltpreis der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) und den Deutschen Nachhaltigkeitspreis für sein Lebenswerk. 2012 wurde er in die Earth Hall of Fame von Kyoto aufgenommen.
17.30 Uhr: Nachhaltigkeit braucht eine neue Aufklärung
Die Aufklärung des 17. und 18. Jahrhunderts war eine große Befreiung. Zugleich auch ein Fanal zur „Eroberung der Welt“. Kolonialisierung, Rodungen, Loblieder auf Egoismus, Individualismus, Rationalismus. Alles zusammen nicht gerade nachhaltig. In der „Vollen Welt“, in der wir jetzt leben, müssen das Denken, die Moral, die politischen Strukturen neu aufgestellt werden. Das ist der Sinn einer Neuen Aufklärung. Statt Dogmen brauchen wir mehr Balance und mehr Toleranz. Das ist der philosophische Kern eines neuen Berichts des Club of Rome.
Prof. Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker, geboren 1939, Dr. rer.nat. (Biologie), 1972 ord. Prof. f. Biologie, Essen. 1975 Präsident der Universität Kassel.1981 Direktor am UNO Zentrum für Wissenschaft und Technologie, New York. 1984 Direktor, Institut für Europäische Umweltpolitik, Bonn. 1991 Präsident des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie. 1998 Mitglied des Deutschen Bundestages (SPD, Stuttgart). 2006 Leiter der kalifornischen Umwelthochschule Santa Barbara. Seit 2012 Ko-Präsident des Club of Rome. Wohnhaft in Emmendingen im Breisgau. Publikationen u.a. Erdpolitik (1989); Faktor Vier (1995), Grenzen der Privatisierung (2006), Faktor Fünf (2010).
18.00 Uhr: Marshall-Plan mit Afrika: Sind Win-Win-Situationen möglich?
Die Bevölkerung in Afrika wächst weiter. Afrika braucht dringend eine Nachhaltigkeits-konforme Wohlstandsexplosion und bis 2030 jährlich etwa 20 Millionen neue Jobs, wenn die Agenda 2030 eine Chance haben soll.
Wenn das nicht gelingt, wird Europa massiv betroffen sein. Die Migration wird sich vervielfachen. Tragfähige Lösungen sind in diesem Fall nicht in Sicht.
Prof. Dr. Dr. F. J. Radermacher, Professor für „Datenbanken und Künstliche Intelligenz“ an der Universität Ulm, gleichzeitig Vorstand des Forschungsinstituts für anwendungsorientierte Wissensverarbeitung/n (FAW/n) Ulm, Präsident des Senats der Wirtschaft e. V., Bonn, Vizepräsident des Ökosozialen Forum Europa, Wien sowie Mitglied des Club of Rome.
Er studierte Mathematik und Wirtschaftswissenschaften (RWTH Aachen, Universität Karlsruhe), Habilitation in Mathematik an der RWTH Aachen 1982. Seine Forschungsschwerpunkte sind u. a. globale Problem-stellungen, lernende Organisationen, intelligente Systeme, Digitalisierung und Vernetzung, Umgang mit Risiken, Fragen der Verantwortung von Personen und Systemen, umweltverträgliche Mobilität, nachhaltige Entwicklung, Überbevölkerungsproblematik, Welternährung, Klima und Energie, Regulierung des Weltfinanzsystems.
Ausgezeichnet wurde er u. a. durch den Planetary Consciousness Award des Club of Budapest, den Preis für Zukunftsforschung des Landes Salzburg (Robert-Jungk-Preis), den Karl-Werner-Kieffer-Preis, den “Integrations-Preis” der Apfelbaum Stiftung und den Umweltpreis „Goldener Baum“ der Stiftung für Ökologie und Demokratie e.V. 2013 Fellow der World Academy of Art & Science (WAAS). Seit 01.07.2013 Vorstand der Rotarian Action Group for Population & Development (RFPD). 2013 Verleihung der Ehrendoktorwürde der International Hellenic University, Thessaloniki.
19.15 Uhr: Diskussion, moderiert von Heike Egner
19.45 Uhr: Abschlussdiskussion, moderiert von Horst Peter Groß
20.30 Uhr. Sommerfest Africa extension!, Konzert und DJ-Night mit afrikanischer Musik und Kulinarik
Planung und Moderation:
Mag. Dr.phil. Horst Peter Groß, Philosoph und Unternehmensberater. Leiter des Instituts zur Förderung von Wissenschaft und Forschung (IFWF) der Kärntner Sparkasse AG. Interventionsforschung und Beratung mit den Schwerpunkten Projekt- und Prozessmanagement, strategische Planung, Organisations- und Regionalentwicklung. Herausgeber der Publikationsreihe „Klagenfurter Interdisziplinäres Kolleg“ (PROFIL-Verlag München) und der „Edition Kunst|Wissenschaft|Gesellschaft Quer denken“ (Wieser Verlag, Klagenfurt). Mitherausgeber der Publikation „Zukunftsgestaltung als Prozess“ (oekom, München 2009). 1988 bis 2005 Mitglied des wissenschaftlich-künstlerischen Beirats des Universitätskulturzentrums Unikum. 1997 bis 2003 Mitglied des Universitätsbeirats der Universität Klagenfurt, zuletzt Vorsitzender. 2003 bis 2008 Vorsitzender des Universitätsrats der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt. Seit 1995 Präsident des Universitäts.club|Wissenschaftsverein Kärnten.
Univ.-Prof. Dr. Heike Egner, seit 2010 Universitätsprofessorin für Geographie und Regionalforschung an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt. Davor forschte und lehrte sie an den Universitäten Mainz, Frankfurt am Main, Kassel, München, Innsbruck und Wien. Ihre Forschungsschwerpunkte sind: Beziehungen zwischen Gesellschaft, Mensch und Umwelt mit einem Schwerpunkt auf Gesellschaftstheorien, Systemtheorien zweiter Ordnung und Komplexitätstheorien; Prozesse der Selbstorganisation und Selbstreferenz in sozialen und natürlichen Systemen; Geographische Risiko- und Katastrophenforschung; Global Change-Prozesse und Bildung für eine nachhaltige Entwicklung; Theorien der Beobachtung. Ihre Arbeit wurde mit Fellowships in interdisziplinären Kontexten ausgezeichnet: 2010 Rachel Carson Center for Environment and Society, München (Thema: Nature as a cultural challenge), 2011 Zentrum für Interdisziplinäre Forschung (ZIF), Bielefeld (Thema: Communicating Disaster) und 2015 Institute of Advanced Study, Durham University, UK (Thema: Observation, cause, and evidence in the Anthropocene).